Du kennst das bestimmt: Das Gefühl ständig perfekt sein zu müssen, nie gut genug. Die sozialen Medien verstärken den Druck. Andere sehen besser aus, haben eine große und aufgeräumte Wohnung oder sogar ein Haus mit Garten? Die Kinder lachen fröhlich in die Kamera und tun das, was Mama und Papa sagen? Das willst du auch! Willkommen im Club!
Tief in uns wissen wir es! Und dennoch scrollen wir regelmäßig durch Facebook, Instagram, Pinterest, YouTube & Co. Wir beäugen missmutig unsere Mitmenschen – seien es Promis, Influencer oder die eigenen Nachbarn und Kollegen. Wir vergleichen uns ständig. Dieses Verhalten abzustellen, ist der schwierigste und gleichzeitig der wichtigste Schritt, um unseren inneren Kritiker in die Schranken zu weisen.
Nein, ich empfehle dir nicht, dich aus den sozialen Medien zurückzuziehen. Das ist unrealistisch! Schließlich wollen wir uns das Leben leichter machen und nicht unsere Willenskraft testen. Ich bitte dich, deine Einstellung zu überdenken.
Welche Auswirkungen hat Perfektionismus auf deine Familie?
Perfektionismus – der eigene Anspruch ständig perfekt sein zu wollen – macht dauerhaft unglücklich. Das belegen zahlreiche Studien. Die Welt dreht sich nur noch um dich und das Bild, das du nach außen hin abgeben willst. Dreimal darfst du raten, wer auf der Strecke bleibt? Richtig! Du selbst, deine Kinder und (falls vorhanden) dein Partner. Diese haben nämlich selten Lust, sich an Mamas Streben nach der „happy family“ zu beteiligen. Die Stimmung ist gereizt und angespannt, das Lächeln auf Fotos eingefroren, falls denn überhaupt welche zustande kommen. Ein harmonisches Familienleben sieht definitiv anders aus. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
1. Verändere deine Perspektive
Halte dir vor Augen: Das, was andere dir auf Social-Media-Kanälen zeigen, ist nur eine Momentaufnahme. Es sind exakt die fünf Minuten, in denen alles aufgeräumt und geputzt ist. Das Outfit zurechtgerückt und der Lippenstift frisch aufgetragen. Es ist ein clever gewählter Ausschnitt aus der Wirklichkeit. Was du nicht siehst, ist die Arbeit, die dahintersteckt.
Schaue hinter die Fassade der sozialen Medien
Alles, was nicht ins Idealbild passt, wurde entfernt, weggeschnitten und/oder retuschiert. Die Realität ist verzerrt, denn für diese gibt es selten Likes und Shares, im schlimmsten Fall Hasskommentare. Ich gebe zu, ich mache es genauso, wenn ich etwas poste. Schließlich zeigt sich jeder gerne von der Schokoladenseite. Aber ich bin mir dessen zumindest bewusst.
2. Überprüfe deinen „Konsum“ sozialer Medien
Eine Funktion, die ich erst vor Kurzem auf meinem (Android-)Smartphone entdeckt habe: „Digital Wellbeing“ oder „Digitales Wohlbefinden“ (zu finden in den Einstellungen). Die Hersteller haben hier in den letzten Jahren aufgerüstet, wozu es zuvor eine zusätzliche App benötigte. Probiere es einfach aus.
Wie viel Zeit verschwendest du täglich?
Diese Funktion zeigt dir übersichtlich und minutengenau, wie lange du dein Handy am Tag nutzt und mit welchen Anwendungen du die meiste Zeit verschwendest. Es hat mir die Augen geöffnet und mich motiviert, das Handy öfter einmal beiseite zulegen.
Übrigens über meine Erfahrung mit Instagram habe, ich einen eigenen Beitrag geschrieben: Wie ich Instagram von meinem Handy löschte und die Welt sich dennoch weiterdreht
3. Fortschritt statt Perfektionismus: Ablegen alter Gewohnheiten braucht Zeit
„Progress over Perfection“ nennt sich diese neue Denkweise im Englischen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Neu verpackt beschreibt dieser Halbsatz anschaulich, was wir alle tief in uns drin bereits lange wissen, wir leider allzu gerne vergessen oder einfach nicht wahrhaben wollen:
Fortschritt braucht Zeit! Gerade, wenn wir neue Gewohnheiten lernen, dauert es bis zu 60 Tage, bis diese zur Routine werden. Ausdauer und Geduld sind der Schlüssel zum Erfolg. Konzentriere dich dabei auf eine Gewohnheit, die du verändern möchtest und feiere jeden noch so kleinen Meilenstein auf dem Weg.
Vergiss dabei nie: lieber regelmäßig statt perfekt! Hier findest du noch mehr Tricks, um neue Routinen leicht in deinen Alltag zu integrieren.
4. Weitermachen statt aufgeben!
Das kennst du bestimmt! Du hast im Internet recherchiert und DIE Lösung für dein Problem gefunden. Du startest hoch motiviert, aber bist schnell ausgebrannt, weil es nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast. Du bist völlig frustriert und denkst ans Aufgeben. Stopp! Veränderungen brauchen Zeit und vielleicht hilft eine kurze Analyse:
- Warum funktioniert das neue System nicht?
- Passt es überhaupt zu meiner Tagesstruktur?
- Wie kann ich es umstellen, damit es besser zu meinen Bedürfnissen passt?
Warum das richtige System so wichtig ist, erklärt dir YouTuberin Rowena Tsai seh gut im nachfolgenden Video:
Das Prinzip stammt aus dem Buch Atomic Habits* von James Clear.
Ein Beispiel: Kurz vor dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 habe ich einen Putzplan aufgestellt. Dieser sollte es mir ermöglichen, die Hausarbeit besser unter der Woche zu erledigen. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht bereit, MEINEN freien Freitag bzw. das Wochenende dafür zu opfern. Das Resultat: Ich bin zum Putzteufel mutiert und der Stunk zu Hause war groß! Weil ich selbst in die Perfektionismusfalle getappt bin.
5. Überprüfe deine eigenen Erwartungen
Es blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Putzplan zu überarbeiten. Dabei musste ich über meinen eigenen Schatten springen. Ich musste akzeptieren, dass unsere Wohnung niemals so sauber und ordentlich sein würde, wie ICH es gerne hätte – außer Mann und Tochter sind nicht zu Hause.
Vorneweg: Es ist keineswegs so, dass mein Partner sich vor der Hausarbeit drückt. Er sieht einfach keinen Sinn darin, sich von meinem Plan sagen zu lassen, WANN er etwas erledigen soll. Das sorgte am Ende für jede Menge Streit. Ich hatte erwartet, dass er einfach mitspielen würde. Das und der Anspruch an mich selbst haben mich fast zusammenbrechen lassen. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch und keine Maschine. Ich war chronisch gestresst und gereizt. Da half Yoga und Meditation wenig (nur noch mehr Punkte auf meiner ToDo-Liste). Es musste ein neuer Plan her. Einer, der für uns alle funktioniert!
6. Erlaubt ist, was funktioniert
Einmal Perfektionist immer Perfektionist? Ein ganz klar nein! Niemand verändert sich über Nacht. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich wieder bereit war, Fünf gerade sein zu lassen in puncto Haushalt. Eine ganz schöne Herausforderung für mich. Heute kann ich das Chaos, das mir begegnet, wenn die Kinder mit Papa alleine zu Hause waren, gelassener betrachten. Stück für Stück schaffe ich Ordnung, bis ICH mich wieder wohlfühle. Ich tue das NUR für mich und NICHT für andere. Warum das so wichtig ist, erfährst du hier
Stück für Stück ans Ziel
Was lernst du hoffentlich aus meiner Erfahrung? Auch eine vermeintlich perfekte Lösung ist Veränderungen unterworfen. Es ist ein Prozess! Stück für Stück kommst du näher an dein eigentliches Ziel. Vielleicht biegst du in eine andere Richtung ab und dein Ziel verändert sich. In anderen Bereichen wirst du nie fertig! Stichwort: Ausmisten! Dazu ein anderes Mal mehr. Für den Moment merke dir: Passe deine Routinen an deine Bedürfnisse an! Es ist alles erlaubt, was funktioniert.
7. Entspann dich und geniesse das Leben
Ein weiteres, aktuelles Beispiel aus meinem Leben: Der 4. Geburtstag unserer Tochter. Obwohl ich im Alltag darauf achte, meinen inneren Perfektionisten im Zaum zu halten, war ich in den Tagen davor extrem angespannt. Meine ToDo-Liste ellenlang und meine Gedanken überschlugen sich – trotz Bullet Journal. Ich schimpfte mehr als üblich, egal ob beim Einkaufen oder Geburtstagskuchen backen. Mein eigenes Verhalten erschreckte mich. Als wäre das nicht genug, kippte ich ein Glas Wasser über die Tastatur meines Laptops und das Band meines Schrittzähler / Uhr ging kaputt. Ersatzband Fehlanzeige!
Gefangen im Teufelskreis meiner negativen Gedanken schien sich die ganze Welt gegen mich verschworen haben. Dann erinnerte ich mich an das Buch von Claudia Engel, das ich Kürzlich gelesen habe: Scheiß auf die Glücksfee! Ich mach das jetzt selbst* Es geht ums Manifestieren und darum, aus dem Teufelskreis negativer Gedanken auszusteigen. Das ist leichter gesagt als getan. Doch es lohnt sich – versprochen!
So freute ich mich mit meiner Tochter über ihre Geschenke. Gemeinsam bauten wir unser erstes Lego-Schloss zusammen (Prinzessin Elsa natürlich). Für die Kindergarten-Kinder gab es Mini-Muffins. Anschließend ging ich eine Runde ums Feld – die Sonne im Gesicht – bevor ich mich an den Schreibtisch setzte, um diesen Beitrag zu überarbeiten. Das Leben ist schön! Wir müssen nur lernen, es richtig zu genießen.
Hier schließt sich der Kreis (siehe Schritt No. 2): Reduziere deinen Konsum negativer Nachrichten. Informiert sein ist das eine. Gerade in Zeiten von Corona und Krieg in der Ukraine kann das Übermaß an Information deprimieren. Also lege das Handy öfter beiseite, schalte den Fernseher aus und gehe positiv durchs Leben. Du wirst überrascht sein, wie sich dein Leben verändert.
Meine persönliche Geheimwaffe: Perfektionismus ablegen mit der 80-20-Regel
Wahrscheinlich ein alter Hut für dich! Der Vollständigkeit halber möchte ich dieses sogenannte Pareto-Prinzip kurz erläutern: Mit 20 Prozent deiner Zeit erreichst du 80 Prozent des optimalen Ergebnisses. Für die restlichen 20 Prozent benötigst du noch einmal 80 Prozent mehr Zeit.
Ich erinnere mich immer dann an diese Regel, wenn die Perfektionistin in mir durchkommt und ich mich in Details verliere – sei es im Büro oder bei der Hausarbeit. Falls du dieses Prinzip noch nicht kanntest, probiere es einfach einmal aus und schaue, ob jemand einen Unterschied bemerkt.
Eine Bitte zum Schluss: Die Tipps & Tricks, die ich dir hier in meinem Blog an die Hand gebe, funktionieren für mich und meine Familie. Entscheide unbedingt selbst, ob und was am besten zu dir und deiner Familie passt. Erlaubt ist, was funktioniert und das Leben leichter macht. Ich wünsche dir viel Erfolg beim Ausprobieren!
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